Input für die Seele / 02.02.2021

Macht und (Eigen-)Verantwortung

Mit der Macht ist das so eine Sache. In Amerika haben wir in den letzten vier Jahren gesehen, was zentralisierte Macht verändern kann. Dieser ehemalige Präsident hat sich damit gerühmt, von Gott an diesen Posten gestellt worden zu sein. Er sei vorher bestimmt diese Aufgabe zu übernehmen.

Vorherbestimmung – ein spannendes Thema. Ich wollte letztens eine Andacht über das Thema in einem Gremium der Christus-Kirchengemeinde halten und stellte fest, wie leichtgläubig ich da bisher unterwegs war.

Für mich war das Thema in meinem Glaubenskonstrukt bisher immer klar: Gott hat einen Weg für mich vorgesehen und alles hat seinen Sinn, so wie es passiert. Manchmal verstehe ich das nicht, aber das ist OK. So in ganz groben Zügen war es das für mich. Über die Thematik, dass es Leid in der Welt gibt, habe ich mit einer Aussage gekontert wie: „Die Wege des Herrn sind unergründlich“ oder „wer bin ich, dass ich an den Wegen von Gott zweifle“

In der Vorbereitung auf die eben erwähnte Andacht wollte ich mein Wissen bei Google auffrischen. Vor allem zur Bibelstellen-Suche war ich hier unterwegs und wurde auch schnell fündig, z.B. in Eph. 1,11: „Weil wir nun zu Christus gehören, hat Gott uns als seine Erben eingesetzt; so entsprach es von Anfang an seinem Willen. Und was Gott einmal
beschlossen hat, das führt er auch aus
.“

Alles klar. Die Bibel bestätigt mein Denken! Klasse – Haken dran.
MOOOMENT – nicht so schnell
Diese Denkweise erzeugt viele Probleme in den Köpfen und es wird einem ganz schwindelig vor Fragen, die einem in
den Kopf kommen:
Hat Gott uns nicht einen freien Willen gegeben?
Sollen wir uns nicht sogar freiwillig selber zu ihm bekennen? (siehe Off. 22.17)
Wieso hohlt der allmächtige Gott nicht jeden in sein Reich?
Ist das alles gerecht?

Ein klassischer Fall von Widerspruch. Ein Widerspruch, den wir als Menschen aushalten müssen. Man findet Beispiele, wo Menschen in der Bibel ebenfalls damit umgehen mussten.

Im 1. Kor. 15,9f schreibt Paulus: „Alles, was ich jetzt bin, bin ich allein durch Gottes Gnade. […]. Ich habe mich mehr als alle anderen Apostel eingesetzt, aber was ich erreicht habe, war nicht meine eigene Leistung, sondern Gott selbst hat das alles in seiner Gnade bewirkt.“

Es ist also ein Beziehungsthema: Gott hilft mir auf meinem Weg, wenn ich auch etwas tue. Wenn ich mich anstrenge und ein Ziel verfolge. Diese beiden Aspekte sind seitdem wichtig für das Verständnis von Glauben für mich geworden: Wenn ich mich nur auf Gott verlasse und selbst nicht aktiv werde, verkommt der Mensch zu einer unbedeutenden Kreatur – Gott steht über allem. Wer bin ich dann schon? Das andere Extrem findet man bei nicht gläubigen Menschen.

Irgendwo auf dieser Wippe befinden wir uns. Wo sitzt Du auf dieser Wippe? Wieviel schiebst Du im Zweifel auf Gottes Entscheidung und wie viel ist dein eigenes Ding?

Ich erlebe im Moment viele Menschen, die am Weg Gottes in dieser Pandemie zweifeln.

Leg diese Sorgen Gott hin. In einem Gebet. Bitte ihn, dass er dich führt. Das ist dann Deine eigene Entscheidung, die Du ihm anvertraust. Frage ihn, was diese Tragödie zu bedeuten hat und höre gut hin – nicht nur in dem Moment der Stille mit ihm, sondern auch die Tage danach. Was für Fingerzeige gibt er Dir, um diese Pandemie besser zu verstehen?


geschrieben von Felix Dohrmann

Input für die Seele / 25.01.2021

Einladung an den Tisch Gottes

Man lernt manchmal Dinge erst richtig schätzen und bewerten, wenn man sie nicht mehr hat: Was war das doch schön, mit anderen am Tisch zu sitzen und zu feiern; gemeinsam lachen und singen, zu sprechen und zu essen und so für den oft belastenden Alltag
neue Kräfte zu gewinnen.

Die Pandemie macht uns da ja zur Zeit einen kräftigen Strich durch. Und in uns wächst immer mehr die Sehnsucht, das Leben und die gemeinsame Freude mit anderen zu erleben und zu teilen. Wie sehr warten wir auf die Zeit, dass wir uns wieder gegenseitig einladen dürfen – ohne Mundschutz und mit herzlicher Umarmung.

Vielleicht ahnen wir in dieser bedrängenden Zeit etwas von der tiefen Sehnsucht Gottes: Er will uns einladen; er will uns an seinem Tisch nicht nur als Gäste begrüßen und bewirten. Wir hören und lesen vielleicht seine Einladung, aber so viele Dinge halten uns zurück: Zweifel, schwere Erlebnisse, Enttäuschungen……

Doch genau das ist die Botschaft Jesu: Gott will ohne uns nicht sein.
Er lädt uns an seinen Tisch ein – damals und heute. Er macht sich große Mühe, damit wir Menschen endlich entdecken, welch große Ehre es ist, dass der Schöpfer der Welt, der Herr aller Zeiten, uns in seiner Nähe haben will. Doch merkwürdig: Wir finden tausend Ausreden, weshalb gerade wir dieser Einladung nicht nachkommen können: Das klingt mir zu fromm; ich bin nicht so religiös; ich habe im Moment wichtigeres zu tun. Damals wie heute Vorbehalte gegen die Einladung Gottes. Bleibt Gott allein? Bleibt er auf seiner Einladung sitzen?


Der Vers aus der Bibel für die kommende Woche ist da deutlich – Jesus spricht:
„Es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ (Lukas 13,29)

Nein, Gott bleibt nicht auf seinem Angebot sitzen. Jesu Worte und sein Wirken bleiben nicht ohne Folge. Aus allen Nationen bekennen sich Menschen zum Glauben an Jesus Christus, lassen sich in seinem Namen einladen…und kommen: bringen ihre Zweifel und Sorgen mit, schleppen das Verkorkste und Verpfuschte ihres Lebens hin zum Tisch Gottes. Dort nehmen sie Platz, erleichtert und befreit von den Dingen, die ihr Leben verkrümmen und kaputtmachen.

Und werden reich beschenkt! Sie entdecken in der Nähe Gottes eine neue Lebensqualität, erfahren den Frieden Gottes in ihren Herzen, reichen dem Nächsten die versöhnende und helfende Hand.

Ja, in der Nähe Gottes verändert sich das Leben. Aus verschlossenen, egoistischen Menschen dürfen nun Welt zugewandte, offene Menschen werden, die den Sinn ihres Lebens neu entdeckt haben und das Leben mit Gott und anderen Menschen im Namen Jesu teilen.
Keine Pandemie der Welt kann die Einladung Gottes ungeschehen machen und verhindern.


In diesem Sinne: herzlich Willkommen in der Gegenwart Jesu, in der Nähe unseres barmherzigen Gottes. Er ist nur ein Gebet entfernt.


geschrieben von Martin Kämper