Macht und (Eigen-)Verantwortung
Mit der Macht ist das so eine Sache. In Amerika haben wir in den letzten vier Jahren gesehen, was zentralisierte Macht verändern kann. Dieser ehemalige Präsident hat sich damit gerühmt, von Gott an diesen Posten gestellt worden zu sein. Er sei vorher bestimmt diese Aufgabe zu übernehmen.
Vorherbestimmung – ein spannendes Thema. Ich wollte letztens eine Andacht über das Thema in einem Gremium der Christus-Kirchengemeinde halten und stellte fest, wie leichtgläubig ich da bisher unterwegs war.
Für mich war das Thema in meinem Glaubenskonstrukt bisher immer klar: Gott hat einen Weg für mich vorgesehen und alles hat seinen Sinn, so wie es passiert. Manchmal verstehe ich das nicht, aber das ist OK. So in ganz groben Zügen war es das für mich. Über die Thematik, dass es Leid in der Welt gibt, habe ich mit einer Aussage gekontert wie: „Die Wege des Herrn sind unergründlich“ oder „wer bin ich, dass ich an den Wegen von Gott zweifle“
In der Vorbereitung auf die eben erwähnte Andacht wollte ich mein Wissen bei Google auffrischen. Vor allem zur Bibelstellen-Suche war ich hier unterwegs und wurde auch schnell fündig, z.B. in Eph. 1,11: „Weil wir nun zu Christus gehören, hat Gott uns als seine Erben eingesetzt; so entsprach es von Anfang an seinem Willen. Und was Gott einmal
beschlossen hat, das führt er auch aus.“
Alles klar. Die Bibel bestätigt mein Denken! Klasse – Haken dran.
MOOOMENT – nicht so schnell
Diese Denkweise erzeugt viele Probleme in den Köpfen und es wird einem ganz schwindelig vor Fragen, die einem in
den Kopf kommen:
Hat Gott uns nicht einen freien Willen gegeben?
Sollen wir uns nicht sogar freiwillig selber zu ihm bekennen? (siehe Off. 22.17)
Wieso hohlt der allmächtige Gott nicht jeden in sein Reich?
Ist das alles gerecht?
Ein klassischer Fall von Widerspruch. Ein Widerspruch, den wir als Menschen aushalten müssen. Man findet Beispiele, wo Menschen in der Bibel ebenfalls damit umgehen mussten.
Im 1. Kor. 15,9f schreibt Paulus: „Alles, was ich jetzt bin, bin ich allein durch Gottes Gnade. […]. Ich habe mich mehr als alle anderen Apostel eingesetzt, aber was ich erreicht habe, war nicht meine eigene Leistung, sondern Gott selbst hat das alles in seiner Gnade bewirkt.“
Es ist also ein Beziehungsthema: Gott hilft mir auf meinem Weg, wenn ich auch etwas tue. Wenn ich mich anstrenge und ein Ziel verfolge. Diese beiden Aspekte sind seitdem wichtig für das Verständnis von Glauben für mich geworden: Wenn ich mich nur auf Gott verlasse und selbst nicht aktiv werde, verkommt der Mensch zu einer unbedeutenden Kreatur – Gott steht über allem. Wer bin ich dann schon? Das andere Extrem findet man bei nicht gläubigen Menschen.
Irgendwo auf dieser Wippe befinden wir uns. Wo sitzt Du auf dieser Wippe? Wieviel schiebst Du im Zweifel auf Gottes Entscheidung und wie viel ist dein eigenes Ding?
Ich erlebe im Moment viele Menschen, die am Weg Gottes in dieser Pandemie zweifeln.
Leg diese Sorgen Gott hin. In einem Gebet. Bitte ihn, dass er dich führt. Das ist dann Deine eigene Entscheidung, die Du ihm anvertraust. Frage ihn, was diese Tragödie zu bedeuten hat und höre gut hin – nicht nur in dem Moment der Stille mit ihm, sondern auch die Tage danach. Was für Fingerzeige gibt er Dir, um diese Pandemie besser zu verstehen?
geschrieben von Felix Dohrmann