Mehrmals am Abend sehen wir viele bekannte Persönlichkeiten im TV, die sich bei allen bedanken, die in dieser Zeit Dienst „an vorderster Front“ tun. Andere applaudieren vom Fenster oder Balkon aus demselben Grund.
Selbst ein Premierminister veröffentlicht: „Ich kann ihnen nicht genug danken. Ich verdanke ihnen mein Leben“, sagte Johnson in einer knappen Mitteilung nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus.
Das tut gut, wenn wir bedenken, dass vor kurzem noch Hilfspersonal angegriffen und beleidigt wurde.
Schön, dass zumindest im Moment wieder etwas mehr Dankbarkeit in den Vordergrund rückt.
In Lukas-Evangelium finden wir im Kapitel 17:
…13 und erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesu, lieber Meister, erbarme dich unser! 14 Und da er sie sah, sprach er zu ihnen: Gehet hin und zeiget euch den Priestern! Und es geschah, da sie hingingen, wurden sie rein. 15 Einer aber unter ihnen, da er sah, dass er geheilt war, kehrte um und pries Gott mit lauter Stimme…
Also ist der Dank auch zu den damaligen Zeiten etwas Außergewöhnliches gewesen. Von zehnen bedankt sich nur einer.
Gebannt schauen wir in diesen Tagen auf die Statistiken: Wie viele sind neu infizierte, gestorbene oder geheilte waren es gestern? Ja, es werden Menschen geheilt. Auch wenn wir diese Heilung unserem Gesundheitssystem zuschreiben, sollten wir dankbar sein für jeden geheilten und Gott dafür preisen.
Aber wir sollten in unseren Gebeten auch nicht den Dank und die Fürbitte für all die vielen Menschen vergessen, die sich aufopferungsvoll den Alten und Kranken zuwenden. Sie sind ein besonderer Schatz in unserer Gesellschaft. Jetzt nimmt man es wieder wahr. Danken ist wieder in!
Sicherlich hat die Krise jedem von uns einen Strich durch persönliche Planungen gemacht.
Meine Großmutter erzählte früher bei jeder Gelegenheit folgende Geschichte:
In der Schule wird die Vergangenheitsform durchgenommen. Der Lehrer bittet die Schüler, den Satz: „Der Mensch denkt und Gott lenkt“ in die Vergangenheitsform zu bringen. Großes Schweigen. Doch dann meldet sich zögerlich einer aus den hinteren Reihen und der Lehrer nimmt ihn dran: „Der Mensch dachte und Gott lachte“. Sicherlich nicht das was der Lehrer erwartete, aber eine große Wahrheit, die wir augenblicklich tagtäglich zu spüren bekommen.
Hieran muss ich oft denken, wenn ich sehe und erfahre, wie unsere Planungen aktuell durchkreuzt werden.
Trotzdem oder gerade deshalb:
Danke Vater im Himmel, dass du uns unsere Grenzen so schonungslos aufzeigst. Wie oft habe wir vergessen unsere Anliegen mit dir abzustimmen und sind unseren Weg nach unseren Vorstellungen gegangen. Gib uns die Erkenntnis, dass du das letzte Wort bei unseren Planungen hast. Und gib, dass die Dankbarkeit, unseren Mitmenschen gegenüber, aber auch zu dir wieder in unserem Leben einen höheren Stellenwert – nicht nur in Krisenzeiten – einnimmt. Amen.